Zu echt um war zu sein - Teil 3: Wie setze ich das konkret um?

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Nachdem wir die technischen Unterschiede und rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt haben, geht es jetzt ans Eingemachte: Wie setzen Sie die neuen Anforderungen konkret in Ihrem Unternehmen um? Die gute Nachricht: Ihr müsst nicht alle KI-Inhalte kennzeichnen - nur Deepfakes. Die Herausforderung: Diese zuverlässig zu erkennen.

Warum dieser Artikel für Sie entscheidend ist: Ab August 2026 drohen bei falscher Deepfake-Kennzeichnung empfindliche Bußgelder. Gleichzeitig verschwendet ihr Ressourcen oder sorgen für Irritationen, wenn ihr harmlose KI-Bilder unnötig kennzeichnet. Hier erhaltet ihr den konkreten Fahrplan für die richtige Balance.

Die zentrale Herausforderung: Deepfakes erkennen, ohne zu übertreiben

Die größte Herausforderung für Unternehmen liegt nicht in der Kennzeichnung selbst, sondern in der korrekten Identifikation: Deepfakes von harmlosen KI-Bildern zu unterscheiden. Unternehmen müssen robuste Erkennungsmechanismen entwickeln, um nur die wirklich kennzeichnungspflichtigen Inhalte zu identifizieren. Denn während ein übersehener Deepfake rechtliche Konsequenzen haben kann, führt die Über-Kennzeichnung harmloser KI-Kunst zu unnötigen Kosten und verwirrt Kunden.

Die Realität in Zahlen: Täglich sehen User mindestens ein Deepfake (laut einer McAfee Studie), während gleichzeitig Millionen harmloser KI-Bilder erstellt werden. Die Nadel im Heuhaufen zu finden, wird zur Kernkompetenz.


Harmlos oder Deepfake?
Harmlos oder Deepfake?

Warum die Unterscheidung für euer Unternehmen überlebenswichtig ist

Die Fähigkeit, harmlose KI-Bilder von manipulativen Deepfakes zu unterscheiden, ist mehr als nur technisches Know-how – es ist Risikomanagement. Deepfakes können für Betrug, Desinformation, Identitätsdiebstahl oder Rufschädigung genutzt werden und in sozialen Medien viral gehen mit erheblichem Schadenspotenzial.

Vertrauensschutz als Geschäftsmodell: In einer Welt, in der digitale Medien zunehmend manipuliert werden können, ist es essenziell, echte von gefälschten Inhalten unterscheiden zu können, um Vertrauen in Medien, Politik und Gesellschaft zu erhalten. Unternehmen, die diese Kompetenz beherrschen, werden zu vertrauenswürdigen Partnern in einer skeptischen Welt.

Rechtliche Verantwortung: Die Verbreitung manipulativer Deepfakes kann Persönlichkeitsrechte verletzen und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre KI-gestützten Werke nicht unbeabsichtigt als Deepfake missverstanden werden – oder umgekehrt, dass echte Deepfakes nicht unerkannt bleiben.

Der DECAID-Ansatz: Wie wir es machen

Als KI-Pionier lebt DECAID vor, wie verantwortungsvolle KI-Nutzung aussieht. Unsere KI-Richtlinie verpflichtet uns zu Transparenz und ethischem KI-Einsatz . Dies schließt die klare Kommunikation über KI-Unterstützung ein – wie Sie auch am Ende dieses Artikels sehen. Dabei unterscheiden wir klar zwischen verschiedenen KI-Anwendungen und kennzeichnen nur dort, wo es rechtlich erforderlich oder ethisch geboten ist.

Unsere vier Grundprinzipien für die Praxis: Erstens steht menschliche Expertise im Vordergrund – KI unterstützt, ersetzt aber keine Fachkompetenz. Zweitens dokumentieren und offenbaren wir jede KI-Nutzung transparent. Drittens übernimmt jeder Nutzer die Verantwortung und prüft KI-Ergebnisse auf Genauigkeit und ethische Unbedenklichkeit. Viertens passen wir unsere Richtlinien quartalsweise an neue Entwicklungen an.

Die technischen Hürden im Detail

Die Umsetzung der Deepfake-Erkennung bringt konkrete technische Herausforderungen mit sich. Die automatische Deepfake-Erkennung in großen Content-Mengen erfordert leistungsfähige KI-Systeme, die paradoxerweise selbst KI-generierte Inhalte analysieren müssen. Dabei entstehen Grenzfälle, die menschliche Bewertung erfordern: Wann ist die Ähnlichkeit zu realen Personen oder Ereignissen "merklich" genug, um als Deepfake zu gelten?

Maschinenlesbare Kennzeichnung ermöglichen: Die EU-KI-Verordnung fordert Kennzeichnungen, die für Maschinen erkennbar sind - von Anbietern wie Midjourney, OpenAI und anderen. Das bedeutet, auch Betreiber müssen diese technische Standards, die in Metadaten eingebettet werden können unterstützen und zulassen (unabhängig von den eigenen Pflichten zur Kennzeichnung von eventuellen DeepFakes). 

Menschenlesbare Kennzeichnung ermöglichen: Für den Fall dass Betreiber kennzeichnen müssen (siehe Teil 2 dieser Serie) gilt es dies bei Erstveröffentlichung des Assets menschenlesbar zu tun. Das heißt, persistente Markierungen zu entwickeln, die nicht einfach entfernt werden können, wird zur technischen Meisterleistung – sie müssen Bildbearbeitung überstehen, aber die Nutzererfahrung nicht beeinträchtigen.

Euer Vier-Stufen-Plan für 2026

Vorbereitung auf die Deepfake-Kennzeichnungspflicht erfordert systematisches Vorgehen. Beginnt mit der Implementierung von Deepfake-Erkennungsprozessen: Entwickelt Verfahren zur Identifikation von Deepfakes in Ihren KI-generierten Inhalten. Das bedeutet konkret, Tools zu evaluieren, Mitarbeiter:innen zu schulen und Workflows zu etablieren, die verdächtige Inhalte automatisch zur manuellen Prüfung weiterleiten.

Klare Abgrenzung schaffen: Definiert präzise, welche eurer KI-Inhalte potenziell als Deepfakes gelten könnten. Erstellet Kategorien: Produktvisualisierungen ohne Realitätsbezug sind meist unbedenklich, während KI-generierte Bilder von Personen oder bekannten Orten kritisch geprüft werden müssen. Diese Kategorisierung hilft euren Teams, schnell zu entscheiden, welche Inhalte einer Deepfake-Prüfung bedürfen.

Kennzeichnungssysteme vorbereiten: Entwickelt technische Lösungen für die Deepfake-Kennzeichnung, bevor sie verpflichtend werden. Das umfasst bei Deepfakes vor allem die sichtbare Kennzeichnung für Nutzer. Testet verschiedene Ansätze und sammelt Erfahrungen, während die Anforderungen noch nicht bindend sind.

Governance Beratung einholen: Lasst eure spezifischen Anwendungsfälle bewerten. Was für ein Unternehmen ein harmloser KI-generierter Hintergrund ist, kann für ein anderes bereits grenzwertig sein. Governance und bei Bedarf auch rechtliche Expertise hilft, Graubereiche zu klären und kostspielige Fehleinschätzungen zu vermeiden.

Kosten-Nutzen-Analyse: Investition vs. Risiko

Die Implementierung kostet – Nichtstun kostet mehr. Einmalige Investitionskosten für Richtlinienentwicklung liegen bei 5.000-15.000 EUR, Schulungen kosten 2.000-8.000 EUR, technische Tools 1.000-5.000 EUR jährlich, und Prozessanpassungen schlagen mit 3.000-10.000 EUR zu Buche. Dem stehen Risikokostenersparnisse gegenüber: Bußgelder können erheblich ausfallen, Reputationsschäden sind schwer quantifizierbar aber oft existenzbedrohend, und Rechtsstreitigkeiten kosten 10.000-100.000 EUR pro Fall.

Die Rechnung ist eindeutig: Präventive Maßnahmen sind deutlich günstiger als nachträgliche Schadensbegrenzung. Zudem positionieren sich Unternehmen mit professioneller Deepfake-Erkennung als vertrauenswürdige Partner in einer zunehmend skeptischen Welt.

Euer Fahrplan für die nächsten Monate

Konkrete Schritte bis zur Deadline: Zunächst solltet ihr ein KI-Tool-Inventar erstellen, Governance Beratung einholen und erste Richtlinien-Entwürfe entwickeln. Die weiteren Monate dienen der Finalisierung interner Richtlinien, der Implementierung technischer Infrastruktur und dem Beginn der Mitarbeiterschulungen. Anschließend bringen die intensive Schulungsphase, Testläufe der neuen Prozesse und die Vorbereitung auf den Stichtag.

Ab 2026 beginnt die operative Phase: Regelmäßiges Monitoring, kontinuierliche Anpassungen und sorgfältige Dokumentation für Compliance-Nachweise werden zur Routine. Wer diese Phasen strukturiert angeht, ist für die neue Rechtslage gerüstet.

Fazit: Präzision statt Panik

Die Unterscheidung zwischen harmlosen KI-Bildern und kennzeichnungspflichtigen Deepfakes ist nicht nur rechtliche Pflicht – sie ist Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die jetzt die richtigen Strukturen schaffen, positionieren sich als vertrauensvolle Partner in einer zunehmend KI-geprägten Welt. Dabei geht es nicht darum, alle KI-Nutzung zu kennzeichnen, sondern präzise die Inhalte zu identifizieren, die wirklich problematisch sein könnten.

Für DECAID und andere verantwortungsvolle Unternehmen bedeutet das: Transparenz, Compliance und ethische Verantwortung sind nicht nur rechtliche Pflichten, sondern die Basis für nachhaltigen Geschäftserfolg. Die Technologie ist da – jetzt liegt es an uns, sie verantwortungsvoll und präzise zu nutzen.

Das war unsere dreiteilige Miniserie zu KI-generierten Bildern und Deepfakes. Von der technischen Unterscheidung über die rechtlichen Rahmenbedingungen bis zur praktischen Umsetzung haben wir alle relevanten Aspekte beleuchtet. Die wichtigste Erkenntnis: Nicht jeder KI-Inhalt ist problematisch – aber bei echten Deepfakes müsst ihr ab 2026 handeln.

Haben ihr Fragen zur Umsetzung in eurem Unternehmen? Kontaktier uns – als KI-Governance-Experten unterstützen wir gerne bei der Entwicklung eurer individuellen Compliance-Strategie.


Bei diesem Artikel hatte ich digitale Unterstützung: KI hat beim Research und beim Formulieren geholfen, die Endredaktion und inhaltliche Verantwortung liegen bei mir als Autor.

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Kai Hermsen
Digital Governance Experte

Kai, Digital Governance Experte & Co-Founder von DECAID.secure, revolutioniert die sichere KI-Implementierung für Unternehmen. Sein Weg führte von Führungspositionen im Konzern bis zum erfolgreichen Unternehmertum, darunter die Leitung der Charter of Trust bei Siemens und die Förderung digitaler Transformation bei Identity Valley. Als einer der führenden Köpfe im Bereich Digital Trust entwickelt er mit der twinds foundation zukunftsweisende Vertrauenslösungen. Seine Expertise bringt er aktiv im World Economic Forum und Munich Security Network ein.

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