Eine kritische Analyse der DECAID-Prognosen für 2024 und warum manche KI-Trends schneller voranschreiten als andere
Ende 2023 stellten wir bei DECAID, eine Reihe von Hypothesen zur Entwicklung der KI-Landschaft im Jahr 2024 auf. In der letzten Masterclass des Jahres 2024 zog Maximilian nun Bilanz. Welche Vorhersagen haben sich bewahrheitet? Wo lagen wir daneben? Und was können wir aus den Trefferquoten für 2025 lernen?
Der folgende Artikel analysiert die wichtigsten DECAID-Hypothesen und deren Realisierungsgrad – mit überraschenden Erkenntnissen für alle, die die KI-Entwicklung strategisch verstehen wollen.
Die Hypothese: Die Kundenkommunikation würde 2024 "hyperindividualisiert" werden, besonders im B2C-Bereich. Durch synthetische Sprache würde eine 1:n-Kommunikation möglich, die auf Individuen zugeschnitten ist.
Das Ergebnis: Vollständig eingetroffen. "Wir haben dieses Jahr mehrere Durchbrüche gesehen", bestätigt Maximilian. Konkrete Beispiele sind:
Die Individualisierung hat eine Qualität erreicht, die tatsächlich den Begriff "hyper" rechtfertigt.
Die Hypothese: KI-gestützte Suchmaschinen würden gegenüber traditionellen Suchmaschinen erheblich an Boden gewinnen.
Das Ergebnis: Eindeutig bestätigt. Obwohl Google weiterhin dominiert und "die meisten Menschen nach wie vor noch [bei Google] suchen", haben KI-Tools wie Perplexity signifikante Marktanteile gewonnen, besonders in jüngeren Zielgruppen. Mit dem Launch von Google Search AI zum Jahresende zeigt sich der Trend sogar beim Platzhirschen.
Maximilians Prognose: "Ich erwarte, dass sich das 2025 noch verstärkt und wir die KI-Power-Search dann auch massiv im Mainstream erleben werden."
Die Hypothese: KI-Systeme würden zunehmend personalisiert werden – sowohl für Individuen als auch für Organisationen.
Das Ergebnis: Voll eingetroffen. Cloud Projects und ähnliche Funktionen bei ChatGPT machen es Nutzern möglich, KI-Assistenten mit eigenen Dokumenten und Kontextinformationen zu füttern. "Die Convenience steigt natürlich auch die Nutzungsrate und die Nutzbarkeit", resümiert Maximilian. "Wir nähern uns immer mehr unserer Personal AI."
Die Hypothese: Content würde synthetischer und gleichzeitig individueller werden.
Das Ergebnis: Bestätigt. Die Content-Erstellung hat sich in Richtung KI-generierter Inhalte verschoben, während gleichzeitig die Personalisierung zugenommen hat. Es entsteht zunehmend ein "Digital Social Twin" – ein synthetisches oder hybrides Online-Ich.
Die Hypothese: KI-generierte Influencer und virtuelle Avatare würden den Mainstream erreichen.
Das Ergebnis: Teilweise eingetroffen. Mit der deutschen KI-Influencerin Emma und anderen Beispielen gibt es zwar prominente Anwendungsfälle, aber der Durchbruch ist punktuell geblieben. Maximilian spricht von einer "kontroversen Diskussion", was auf eine ambivalente Marktaufnahme hindeutet.
Die Hypothese: 2024 würde die Ära der KI-Agenten beginnen – Systeme, die selbstständig komplexe Aufgaben erledigen.
Das Ergebnis: "Richtig und falsch zugleich", so das Fazit von DECAID. Technologisch wurde das Fundament gelegt: "Wir haben nun technisch die gesamte Grundlage dafür, dass jeder von uns in der Lage ist, Agenten zu bauen und zu entwickeln." Die breite Adoption in Unternehmen steht jedoch noch aus.
Maximilian prognostiziert: "Was wir dieses Jahr bei Developern gesehen haben, werden wir nächstes Jahr bei den Wissensarbeitern in jeglichen Bereichen erleben."
Die Hypothese: Unternehmen würden verstärkt auf Open-Source-KI-Modelle umsteigen.
Das Ergebnis: Nicht eingetroffen. Trotz vergleichbarer Performance von Open-Source-Modellen wie Llama 3 blieb der Umstieg aus. DECAID hat dafür drei Hauptgründe identifiziert:
Besonders der letzte Punkt kam unerwartet: "Wir waren sehr überrascht vom Move von Meta, dass sie Llama nicht in Europa verfügbar gemacht haben."
Die Hypothese: Unternehmen würden spezifische Richtlinien für den Einsatz autonomer KI-Agenten entwickeln.
Das Ergebnis: Nicht eingetroffen. Zwar gibt es inzwischen erste allgemeine KI-Richtlinien, aber spezifische Policies für autonom agierende Systeme fehlen noch. Dies ist eine logische Folge der verzögerten Agenten-Adoption: "Dadurch, dass wir eben in den Großteil der Unternehmen noch keine AI Agents finden, haben wir entsprechend auch noch keine AI Agent Policies gesehen."
Bei der Analyse der Treffer und Fehlschläge zeigt sich ein klares Muster: Technologiebezogene Vorhersagen waren präziser als solche, die von regulatorischen Entwicklungen oder Adoptionsprozessen abhängen.
Maximilian erklärt: "Wir lagen overall sehr, sehr richtig, und warum? [...] dadurch, dass wir relativ gut die Technologie verstehen, kann man auch relativ gut Prognosen daraus entwickeln."
Die Schwierigkeit liegt in der Vorhersage menschlicher und politischer Faktoren: "Sobald Regulative und andere Mechanismen hineinkommen, werden die Vorhersagen schwierig."
Eine besonders relevante Entwicklung, die in dieser Form nicht vorhergesehen wurde, betrifft die globale KI-Landschaft: Die US-Dominanz bei Frontiermodellen hat sich verfestigt, während europäische Regulierungen unerwartete Konsequenzen zeigten.
Überraschende Entwicklungen:
Der Grund liegt laut Maximilian in "der Unsicherheit, was die Haftung angeht, bezüglich sogenannten Frontiermodellen, durch den EU-AI-Akt." Die europäische Regulierung führt damit paradoxerweise zu einem technologischen Rückstand.
Aus der Analyse der DECAID-Hypothesen lassen sich wichtige Schlüsse für 2025 ziehen:
Die Analyse der DECAID-Hypothesen für 2024 zeigt: Technologische Entwicklungen bei KI-Systemen sind relativ gut vorhersagbar, während Adoption und regulatorische Entwicklungen schwieriger zu prognostizieren sind.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie:
Wie Maximilian abschließend betont: "2025 wird noch interessanter als 2024 werden."
Dieser Artikel basiert auf der DECAID Academy Live-Masterclass vom 20. Dezember 2024, präsentiert von Maximilian Moehring.
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